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Ohne jetzt Glaubenskriege anfangen zu wollen, gibt es aus meiner Sicht durchaus Gründe Windows nicht mehr zu verwenden und auf Linux umzusteigen. Wenn du ein Windows-Freund bist, ist dagegen natürlich nichts zu sagen und du brauchst einfach nicht weiter lesen. Wenn du aber schon immer gedacht hast, dass du eigentlich gerne von Windows Abstand halten möchtest, aber du wusstest nicht wie, solltest du hier weiterlesen. Linux kostet nichts, du musst dich aber etwas damit auskennen.

Ich bin 2002 privat in die Linux-Welt gestartet und etwa zwei Jahre später habe ich auch das letzte Windows-System für die produktive Nutzung ersetzt. Es gab für mich niemals einen Grund daran etwas zu ändern. Ich bin sehr zufieden mit Linux, kann aber auch verstehen, dass es vielen Menschen schwer fällt die Umstieg zu schaffen. Ein Grund ist, dass es sicherlich einige Programme gibt, an die man sich gewöhnt hat, die so nicht für Linux verfügbar sind oder nur umständlich zum Laufen gebracht werden können. Ist deshalb wichtig, nicht den Anspruch zu haben alle Windows-Programme unter Linux zum Laufen zu bringen. Das mag zwar zum Teil funktionieren, ist aber immer eine Notlösung, die oft unnötig ist. Viel mehr solltest du dir die Frage stellen, was genau du mit deinem Computer machen möchtest und dir dafü die passenden Ersatz-Programme aus der Linux-Welt zusammen stellen. Wer nur im Internet suft, wird relativ wenig anspruchsvoll sein. Den Firefox gibt es z.B. auch für Linux und wer diesen schon in Windows benutzt hat, braucht sich fast nicht umgewöhnen. Ein Argument ist häufig, dass Microsoft Office fehlt. Ja, es ist mit Zusatzsoftware möglich Microsoft Office auch unter Linux zum Laufen zu bringen. Aber mal ehrlich; wenn du gerne aus der Windows-Welt raus möchtest, dann doch auch aus dem Office-Paket, oder? Das Quasi-Standard-Office-Paket in der Linux-Welt ist LibreOffice. Ich bezeichne es als Nachfolger von OpenOffice, weil die Hauptentwickler das Projekt gewechselt haben und unter dem Namen LibreOffice weiterentwickelt haben. Über 90% aller Microsoft-Office-Dokumente lassen sich notfalls auch unter LibreOffice ansehen und bearbeiten. Nur bei Makros in Excel und zu vielen "Spezialfunktionen" in den Dateien hört die Kompatibilität auf. Und wenn du eine Datei mit LibreOffice erstellst und sie an einen Windows-Benutzer schicken möchtest? Wenn du es nur zum Lesen verschicken möchtest, kannst du es als PDF wandeln. Alternativ speicherst du die Datei in einem MS-Office-Format. Aber warum musst du dich eigentlich anpassen? Schicke doch deine LibreOffice-Datei und bitte den Windows-Benutzer das kostenlose LibreOffice zu installieren und fertig. Der Download-Link kommt gleich mit in die Mail und gut.

Ok, was noch....Kommen wir zu Linux. Du möchtest jetzt Linux herunterladen, benutzt eine Suchmaschine deiner Wahl und bekommst wahrscheinlich über 100 verschiedene Linux-Distributionen zur Auswahl, die du herunterladen und auf deinem Computer installieren kannst. Das ist auch ein häufiger Grund, weshalb viele nicht umsteigen möchten. Der Überblick ist im ersten Moment fast nicht möglich. Es macht auch nicht so viel Sinn willkürlich verschiedene Linux-Distributionen auszuprobieren. Was ist eigentlich eine Distribution? Linux alleine nützt dir nicht viel. Damit kann vereinfacht gesagt, die Hardware in deinem Computer gesteuert werden. Die Programme und die grafische Oberfläche auf einem Desktop-PC ist nicht beim Linux-Kernel enthalten. Linux-Distributionen sind wie Lego. Du hast viele verschiedene Bausteine, die zusammen passen und es gibt Menschen, die sich darum kümmern, dass eine Distribution für den jeweils spezialisierten Einsatzzweck möglichst gut funktioniert. Es wird im Standard mehr oder weniger viel vorinstalliert, damit du auch ohne Anpassungen schon damit arbeiten kannst. Du hast aber immer die Möglichkeit selber etwas zu ergänzen oder zu ändern, wenn du dich damit auskennst oder jemanden dafür hast. Im Gegensatz zu Windows haben die meisten Distributionen einen zentralen Paketmanager, der die "Lego-Steine", also die Software, zusammen bringt und dafür sorgt, dass auch Abhängigkeiten der einzelnen Software-Pakete berücksichtig werden. Du lädst also nicht bei Mozilla den Firefox von der Webseite herunter und installierst diesen über eine exe-Datei, sondern du gehst in einen Paketmanager, suchst wie in einer Bücherrei nach dem gewünschten Programm und sagst, dem Paketmanager, dass dieser den Firefox installieren soll. Der Paketmanager lädt den Firefox von einem zur Distribution gehörigen Server herunter und lädt ggf. noch weitere Software nach, falls diese für die korrekte Funktion vom Firefox benötigt wird. Der Vorteil ist, dass alles zusammen passt und nicht jedes Programm sich irgendwo im System installiert.

Welche Linux-Distribution ist nun die richtige für meinen Desktop? Ja, es ist geschmackssache, aber ich möchte dir hier ein paar Empfehlungen mitgeben, mit denen ich über die Jahre Erfahrungen gesammelt habe:

Ubuntu ist die weltweit am häufigsten eingesetzt Linux-Distribution für den Desktop-Einsatz. In der Vergangenheit hätte ich sie nicht an erster Stelle empfohlen. Heute muss ich aber sagen, dass damit der Einstieg sehr leicht und vergleichbar mit einem Umstieg von einem Windows-PC auf einen Computer aus dem Hause Apple ist. Du musst dich an eine etwas andere grafische Oberfläche, als bei Windows gewöhnen und dir bewusst sein, dass Software ab jetzt über den eingebauten Paketmanager installiert wird. Wenn du dich damit anfreunden kannst, ist Ubuntu sicherlich der beste Einstieg für Linux als Deskop. Ubuntu ist auch realtiv problemlos, wenn es darum geht Multimedia-Inhalte, wie Videos und Musik zum Laufen zu bringen. Mit wenigen Nachbesserungen nach der Installation läuft in der Regel alles Wichtige. Für die Gamer empfehle ich die Linux-Version von Steam zu installieren. Es gibt durch die großartige Arbeit von Valve immer mehr kommerielle Spiele, die auch unter Linux laufen. Aber auch die OpenSource-Spiele im Paketmanager sind einen Blick wert.

OpenSuse war jahrelang meine erste Wahl für den Deskop. Wird bei der Installation als grafische Oberfläche KDE gewählt, ist die Oberfläche mit der Taskleiste einem Windows-System ähnlicher, als ein Ubuntu-Desktop. Es gibt OpenSuse in zwei Varianten. Wenn du dich eines Tages tiefer mit Linux beschäftigt hast, mag die Tumbleweed-Version für einige Zwecke interessant sein. Für den Anfang, nehme bitte immer die Leap-Version, weil diese entsprechend stabilisiert ist und die "Lego-Steine" aufeinander abgestimmt sind. OpenSuse gehört zu den Linux-Distributionen, die sehr universell einsetzbar und immer sehr aktuell sind. Nachteilig ist allerdings, dass hier und da etwas Nacharbeit erforderlich ist, damit alles so funktioniert, wie du es gerne möchtest. Es gibt zudem häufig neue Versionen der Distribution, weshalb du öfter auf eine neue Version updaten musst, was häufig zu Nacharbeiten führt. Ich finde OpenSuse immernoch gut, würde sie aber nicht mehr unbedingt für den Einstieg empfehlen.

Debian ist eigentlich meine Empfehlung für den Einsatz auf Servern. Debian selber ist eine sehr stabile und maximal universelle Linux-Distribution, deren Community sehr viel Wert auf die schon genannte Stabilität und auf den Einsatz von OpenSource-Software legt. Diese Kombination ist sehr gut für Server. Debian kann auch als Desktop-Linux verwendet werden. Nachteil der beiden genannten Punkte, sind im Desktop-Einsatz, dass alles was nicht OpenSource-Software ist, mühsam nachinstalliert werden muss. Unter Debian wird sich im Standard in der Regel kein Video in einem mitgelieferten Player abspielen lassen, welches auf einem nicht freien Datei-Format basiert. Um Debian die Multimediafähigkeiten zu geben, müssen einige Nacharbeiten gemacht werden, die für Anfänger nicht zu empfehlen sind, aber durchaus machbar sind. Wenn du damit nur im Internet surfen und Dateien mit LibreOffice bearbeiten möchtest, funktioniert Debian im Standard als Desktop. Ansonsten muss einiges angepasst werden. Ubuntu basiert übrigens, wie viele andere Distributionen auch, auf Debian als Basis, wurde aber um die für den Desktop-Einsatz vermissten Funktionen erweitert.

Rasbian ist eine speziell für den Minicomputer Raspberry Pi optimierte Linux-Distribution, die ebenfalls auf Debian basiert, aber zusätzlich auf den Desktop-Einsatz und die Bedürfnisse des Rasberry Pi zugeschnitten wird. Der Raspberry Pi ist übrigens ein super Einstieg in die Linux-Welt, wenn du gleich einen kostengünstigen und sehr energiesparenden Computer möchtest. Der Rasberry Pi kommt zwar nicht an die Leistung eines PC heran und es läuft nicht jede beliebige Software darauf, ist aber die perfekt Lernplattform für Linux und Hardware.

Es gibt noch viel mehr Linux-Distributionen, aber ich empfehle den Fokus erstmal auf diese sehr kleine und unvollständige Liste zu richten, um den Einstieg zu schaffen. Wenn du später doch der Meinung bist, dass du den extrem langen Support von einer Enterprise-Distribution wie CentOS magst und dabei dafür sehr alte Software in Kauf nehmen möchtest, kannst du später noch immer diesen Weg für dich gehen.

Du möchtest deine digitale Welt auf Linux umstellen und brauchst Hilfe? Frage mich gerne. Vielleicht kann ich dir ein Angebot machen.

Tore Björn Buschsenja

Diplom-Wirtschaftsingenieur

 

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